2) Die aus dem Intellekt entspringende Täuschung in Betreff des Zukünftigen.
Die Zeit ist diejenige Einrichtung unseres Intellekts, vermöge welcher
das, was wir als das Zukünftige auffassen, jetzt gar nicht zu existieren
scheint, welche Täuschung jedoch verschwindet, wann die Zukunft zur
Gegenwart geworden ist. (
P. II, 44.
W. II, 547. Vergl.
Entstehen
und Vergehen.) Dass die wesentliche Form unseres Intellekts
eine solche Täuschung herbeiführt, erklärt und rechtfertigt sich daraus,
dass der Intellekt keineswegs zum Auffassen des Wesens der Dinge,
sondern bloß zu dem der Motive, also zum Dienste einer individuellen
und zeitlichen Willenserscheinung aus den Händen der Natur hervorgegangen
ist. (
W. II, 547.)
6) Bedingung der richtigen Prognose des Zukünftigen.
Ein richtiges Prognostikon über kommende Dinge können wir nur
dann haben, wann sie uns gar nicht angehen, also unser Interesse
durchaus unberührt lassen; denn außerdem sind wir nicht unbestochen,
vielmehr ist unser Intellekt vom Willen infiziert und inquiniert, ohne
dass wir es merken. (
P. II, 70.)