1) Geistiger Stupor der Säuglinge in den ersten Wochen nach der Geburt.
Obgleich der rein formale Teil der empirischen Anschauung, also
das Gesetz der Kausalität, nebst Raum und Zeit,
a priori im Intellekt
liegt; so ist ihm doch nicht die Anwendung desselben auf empirische
Data zugleich mitgegeben, sondern diese erlangt er erst durch Übung
und Erfahrung. Daher kommt es, dass neugeborene Kinder zwar den
Licht- und Farbeneindruck empfangen, allein noch nicht die Objekte
apprehendieren und eigentlich sehen, sondern sie sind, die ersten Wochen
hindurch, in einem Stupor befangen, der sich alsdann verliert, wann
ihr Verstand anfängt, seine Funktion an den Daten der Sinne, zumal
des Getasts und Gesichts, zu üben, wodurch die objektive Welt allmählich
in ihr Bewusstsein tritt. Dieser Eintritt ist am Intelligentwerden
ihres Blicks und einiger Absichtlichkeit in ihren Bewegungen
deutlich zu erkennen, besonders wenn sie zum ersten Mal durch freundliches
Anlächeln an den Tag legen, dass sie ihre Pfleger erkennen.
(
G. 72.
F. 10. — Vergl.
Anschauung: Intellektualität der Anschauung.)
2) Energie des Willens in den Säuglingen.
Während der Intellekt im Kind sich langsam entwickelt, ist dagegen
der Wille, gemäß seinem Primat, von Hause aus sehr tätig. Säuglinge,
die kaum die erste schwache Spur von Intelligenz zeigen, sind
schon voller Eigenwillen; durch unbändiges, zweckloses Toben und
Schreien zeigen sie den Willensdrang, von dem sie strotzen, während
ihr Wollen noch kein Objekt hat, d. h. sie wollen, ohne zu wissen,
was sie wollen. (
W. II, 236 fg.)