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Schopenhauers Kosmos

 

 Schönheitssinn.

Der so bewunderungswürdige Schönheitssinn der Griechen, welcher sie allein unter allen Völkern der Erde befähigte, den wahren Normaltypus der menschlichen Gestalt herauszufinden und demnach die Musterbilder der Schönheit und Grazie für alle Zeiten zur Nachahmung aufzustellen, lässt eine tiefere Erklärung zu. Dasselbe nämlich, was, wenn es vom Willen unzertrennt bleibt, Geschlechtstrieb mit fein sichtender Auswahl, d. i. Geschlechtsliebe, gibt; eben Dieses wird, wenn es durch das Vorhandensein eines abnorm überwiegenden Intellekts sich vom Willen ablöst und doch tätig bleibt, zum objektiven Schönheitssinn für menschliche Gestalt, welcher nun zunächst sich zeigt als urteilender Kunstsinn, sich aber steigern kann bis zur Auffindung und Darstellung der Norm aller Teile und Proportionen, wie dies der Fall war im Phidias, Praxiteles, Skopas u. s. w. (W. II. 478.)