2) Unterschied der Wirkung des prosaischen und des poetischen Ausdrucks eines Gedankens.
Ein glücklich gereimter Vers erregt durch seine unbeschreiblich emphatische
Wirkung die Empfindung, als ob der darin ausgedrückte
Gedanke schon in der Sprache prädestiniert, ja präformiert gelegen und
der Dichter ihn nur herauszufinden gehabt hätte. Selbst triviale
Einfälle erhalten durch Rhythmus und Reim einen Anstrich von Bedeutsamkeit.
Ja, selbst schiefe und falsche Gedanken gewinnen durch
die Versifikation einen Schein von Wahrheit. Andererseits wieder
schrumpfen sogar berühmte Stellen aus berühmten Dichteren zusammen
und werden unscheinbar, wenn getreu in Prosa wiedergegeben. Ist nur
das Wahre schön und ist der liebste Schmuck der Wahrheit die Nacktheit,
so wird ein Gedanke, der in Prosa groß und schön auftritt, mehr
wahren Wert haben, als einer, der in Versen so wirkt. (
W. II,
487 fg.)