1) Gegensatz des Lustspiels gegen das Trauerspiel.
Während die Tendenz und letzte Absicht des Trauerspiels ein Hinwenden
zur Resignation, zur Verneinung des Willens zum Leben ist;
so ist in seinem Gegensatz, dem Lustspiel, die Aufforderung zur fortgesetzten
Bejahung des Willens leicht erkennbar. Zwar muss auch das
Lustspiel, wie unausweichbar jede Darstellung des Menschenlebens, Leiden
und Widerwärtigkeiten vor die Augen bringen; allein es zeigt sie
uns vor als vorübergehend, sich in Freude auflösend, überhaupt mit
Gelingen, Siegen und Hoffen gemischt, welche am Ende doch überwiegen;
und dabei hebt es den unerschöpflichen Stoff zum Lachen hervor,
von dem das Leben, ja, dessen Widerwärtigkeiten selbst erfüllt
sind, und der uns unter allen Umständen bei guter Laune erhalten
sollte. Es besagt also, im Resultat, dass das Leben im Ganzen recht
gut und besonders durchweg kurzweilig sei. (
W. II, 498 fg.
H. 371.)
2) Die Komödie der Alten.
Die Alten haben in ihrer Komödie uns einen treuen und bleibenden
Abdruck ihres heiteren Lebens und Treibens hinterlassen, so deutlich und
genau, dass es den Schein erhält, als hätten sie es in der Absicht getan,
von der schönen und edlen Existenz, deren Flüchtigkeit sie bedauerten,
wenigstens ein bleibendes Abbild auf die späteste Nachwelt
zu vererben. Füllen wir nun diese uns überlieferten Hüllen und Formen
wieder mit Fleisch und Bein aus, durch Darstellung des Plautus
und Terenz auf der Bühne; so tritt jenes längst vergangene, rege
Leben wieder frisch und froh vor uns hin, — wie die antiken Mosaikfußböden,
wenn benetzt, wieder im Glanze ihrer alten Farben dastehen.
(
P. II, 471 fg.)
3) Die deutsche Komödie.
Die allein echte deutsche Komödie, aus dem Wesen und Geiste der
Nation hervorgegangen und ihn darstellend, ist, nach der einzig dastehenden
Minna von Barnhelm, das Iffland'sche Schauspiel. Die
Vorzüge dieser Stücke sind, eben wie die der Nation, die sie treu abbilden,
mehr moralisch, als Intellektuell; wovon das Umgekehrte von
der französischen und englischen Komödie behauptet werden könnte.
(
P. II, 472.)
4) Ob es schwieriger sei, eine gute Komödie, als eine gute Tragödie zu schreiben.
In das Verzeichnis beliebter und von Unzähligen mit Selbstgenüge
nachgesprochener Irrtümer gehört auch der Satz: Es ist leichter
eine gute Tragödie, als eine gute Komödie zu schreiben. (
P. II, 64.)
5) Warum Fürsten kein geeigneter Gegenstand für das Lustspiel sind.
Während zum Trauerspiel nur solche Handlungen taugen, die das
Leben im Ganzen und Großen betreffen und nicht ins Einzelne gehen,
daher fast nur Fürsten und Heerführer darin auftreten können, das
bürgerliche Trauerspiel hingegen nicht leicht gelingt, weil das Leben
en detail, auch wenn es noch so verdrießlich ist, immer ein Lustspiel
ist; so würde dagegen ein Lustspiel von Fürsten nicht leicht gelingen,
weil ihr Tun ins Große geht, es sei denn, dass man sie nicht als
Fürsten im Stück ansieht, sondern nur als Glieder ihrer Familie.
(
H. 372.)