1) Nutzen der Nachsicht.
Um durch die Welt zu kommen, ist es zweckmäßig, einen großen
Vorrat von Vorsicht und Nachsicht mitzunehmen; durch erstere
wird man vor Schaden und Verlust, durch letztere vor Streit und
Händel geschützt. (
P. I, 472 fg. Vergl. auch
Geduld.)
2) Welche Weltanschauung die Nachsicht befördert.
Uns mit Nachsicht gegen einander zu erfüllen, ist nichts geeigneter,
als die Überzeugung, dass die Welt, also auch der Mensch, etwas ist,
das eigentlich nicht sein sollte; denn was kann man von Wesen unter
solchem Prädikament erwarten? — Ja, von diesem Gesichtspunkt aus
könnte man auf den Gedanken kommen, dass die eigentlich passende
Anrede zwischen Mensch und Mensch, statt
Monsieur,
Sir u. s. w.
sein möchte
Leidensgefährte
,
Soci malorum u. s. w. So seltsam
dies klingen mag; so entspricht es doch der Sache, wirft auf den Andern
das richtigste Licht und erinnert an das Nötigste, an die
Toleranz, Geduld, Schonung und Nächstenliebe, deren Jeder bedarf
und daher auch Jeder schuldig ist. (
P. II, 325.)