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Schopenhauers Kosmos

 

 Allgemeine, das. Erkenntnis des Allgemeinen. Allgemeine Wahrheiten.

1) Zwei Arten von Allgemeinheit.

Die Allgemeinheit des Begriffs ist zu unterscheiden von der Allgemeinheit der Idee. Sowohl der Begriff als die Idee vertritt, als ein Allgemeines (universale), eine Vielheit von Dingen, doch ist zwischen der Allgemeinheit des Begriffs und der der Idee ein großer Unterschied. Der Begriff ist ein nicht anschauliches, sondern nur denkbares Allgemeines, die Idee hingegen ein anschauliches. Die Idee ist die vermöge der Zeit- und Raumform unserer intuitiven Apprehension in die Vielheit zerfallene Einheit; hingegen der Begriff ist die mittelst der Abstraktion unserer Vernunft aus der Vielheit wiederhergestellte Einheit. Der Begriff kann daher bezeichnet werden als unitas post rem, die Idee als unitas ante rem. (W. I, 275—277.) Die Ideen als ursprüngliche Allgemeinheiten können in der Sprache der Scholastiker bezeichnet werden als universalia ante rem, die Begriffe als sekundäre, durch die Reflexion der Vernunft entstandene, hingegen als universalia post rem. (W. II, 416 fg.) Der Begriff kommt zwar an Umfang der Idee gleich, jedoch hat in ihm das Allgemeine (universale) eine ganz andere Form angenommen, dadurch aber die Anschaulichkeit und mit ihr die durchgängige Bestimmtheit eingebüßt. (W. II, 416.)

Erkenntnis des Allgemeinen.

Die Idee wird intuitiv erkannt (s. Idee). Das Einzelne kann unmittelbar als ein Allgemeines aufgefasst werden, wenn es zur Platonischen Idee erhoben wird. (W. II, 155.) Dagegen gelangen wir zum Allgemeinen des Begriffs nur mittelbar, durch Abstraktion aus dem Einzelnen. Das Kantische Vorgehen, dass unsere Erkenntnis einzelner Dinge durch eine immer weiter gehende Einschränkung allgemeiner Begriffe, folglich auch eines allerallgemeinsten, der alle Realität in sich enthielte, entstehe, ist falsch, da gerade umgekehrt unsere Erkenntnis, vom Einzelnen ausgehend, zum Allgemeinen erweitert wird und alle allgemeinen Begriffe durch Abstraktion von realen, einzelnen, anschaulich erkannten Dingen entstehen, welche bis zum allerallgemeinsten Begriff fortgesetzt werden kann, der dann Alles unter sich, aber fast nichts in sich begreift. Es ist philosophische Scharlatanerie, statt die Begriffe für aus den Dingen abstrahierte Gedanken zu erkennen, umgekehrt die Begriffe zum Ersten zu machen und in den Dingen nur konkrete Begriffe zu sehen. (W. I, 603.)

3) Allgemeine Wahrheiten.

Die empirische Anschauung kann zunächst nur einzelne, nicht aber allgemeine Wahrheiten begründen; durch vielfache Wiederholung und Bestätigung erhalten solche zwar auch Allgemeinheit, jedoch nur eine komparative und prekäre, weil sie immer noch der Anfechtung offen steht. (W. 11, 132.)
Hat aber ein Satz absolute Allgemeingültigkeit, so ist die Anschauung, auf die er sich beruft, keine empirische, sondern a priori. Vollkommen sichere Wissenschaften sind demnach allein Logik und Mathematik. (W. II, 132.)